Deutschland - Motor der europäischen Integration?

 

In guter Tradition organisierte Wir Sind Europa bereits zum 10. Mal eine Veranstaltung rund um das Gastgeberland des "Eurovision Song Contest". Nach Estland, Lettland, der Türkei, der Ukraine, Griechenland, Finnland, Serbien, Russland und Norwegen stand am 14. Mai 2011 Deutschland im Mittelpunkt. Rund 250 Gäste folgten der Einladung zum deutschen Abend unter dem Thema "Deutschland - Motor der europäischen Integration?" in die Diplomatische Akademie, der in Kooperation mit der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland und der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich durchgeführt wurde.

Zu Beginn erinnerte Nadja Wozonig das Publikum daran, dass dies bereits die zehnte (!), von Wir Sind Europa durchgeführte Veranstaltung zum Gastgeberland des Eurovision Soncontest ist und dankte allen Partnern ganz herzlich für die Kooperation. Nach einigen stimmungsvollen filmischen Impressionen brachte "Jam goes Reinhardt" (Anne Kulbatzki, Sebastian Schmeck und Simon Harlan) das Publikum mit dem deutschen Eurovision Songcontest Siegertitel von 1982 "Ein bisschen Frieden" in Stimmung, die sich in einer angeregten, von Humor geprägten Podiumsdiskussion fortsetzte.

Eine Diskussion zu Deutschland kommt um die Wiedervereinigung nicht herum. Daher versuchte Margareta Stubenrauch, den persönlichen Eindrücken der TeilnehmerInnen nachzuspüren. Frau Steltzer erinnerte sich, zum Zeitpunkt des Mauerfalls als Jugendliche in Österreich gewesen zu sein. Herr Blom bedauerte sehr, dieses „epochale Ereignis“ als Teenager schlichtweg verpasst zu haben, während Herr Fassbender sich nicht scheute, von seinen Tränen zu sprechen.

Die Wiedervereinigung hat laut Frau Steltzer zweifellos zu einer gesteigerten internationalen und europäischen Verantwortung Deutschlands geführt. Herr Fassbender sah die Deutschen in einer schwierigen Rolle, sie würden auf europäischer Ebene gleichzeitig beneidet und beschuldigt, vor allem wegen ihres wirtschaftlichen Erfolgs. Als Ursachen dafür nannte Frau Steltzer zahlreiche vergangene politische Reformen, die Zurückhaltung in der Lohnpolitik in den letzten Jahren und den Euro. Sie räumte aber auch ein, dass die Finanz- und Wirtschaftskrise in Deutschland stärker zu spüren war als in anderen Mitgliedstaaten.

 

Auf die Frage zum Kulturverständnis Deutschland- Österreich gab es sehr unterschiedliche Antworten. Frau Steltzer, als Rheinländerin, stellte wenig wesentliche Unterschiede fest und erwähnte nur die österreichische Vorliebe für Titel. Herr Fassbender mag „den österreichischen Charme, auch wenn er nicht immer ganz echt ist“, beschied den ÖsterreicherInnen aber wenig Geschmack an Veränderungen. Herr Blom, der als Moderator von Radiosendungen auch mit der „Volksstimme“ konfrontiert ist, wies auf das erstaunliche Ausmass der öffentlichen Äußerung rechtsradikalen Gedankenguts hin, das so in Deutschland nicht möglich wäre. Alle DiskutantInnen waren sich aber einig, dass Deutsche und ÖsterreicherInnen wesentlich mehr verbindet, als sie trennt.

Ein wundervolles Pot-Pourri von "Jam goes Reinhardt", welches von "Imagine", über ein italienisches Freiheitslied bis zu "Am Brunnen vor dem Tore" reichte, beschloss die Veranstaltung. Nachdem sich die BesucherInnen auf Einladung der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland und der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich stärken konnten, begann die Übertragung des Eurovision Song Contest aus Düsseldorf. Wir freuen uns auf Aserbeidschan 2012.

Margareta Stubenrauch, 18. Mai 2011