Unbekanntes Georgien
Am 21. November 2011 lud Wir Sind Europa zu einem Jour fixe mit Botschaftsrätin Sofie Sakvarelidze ins Café Museum. Die Idee dazu war in einem Gespräch bei unserer diesjährigen Song Contest -Veranstaltung "Deutschland - Motor der europäischen Integration?" entstanden. Zu Beginnn lasen Badri Skhirtladze und Johannes Bulgarini zwei Gedichte auf georgisch und deutsch.
Dies war ein wunderbarer Einstieg, Näheres über die georgische Sprache und das bemerkenswert schöne Alphabet zu erfahren. Fau Sakvarelidze erläuterte, dass es 45 Sprachen am Kauskasus gäbe, aber die meisten werden nicht geschrieben. Das erste georgische Alphabet soll schon im 3. Jhdt. n.Chr. entstanden sein, das gegenwärtig verwendete Mchedruli geht auf das 11. Jhdt. zurück. Obwohl georgisch keine Artikel habe, sei es sehr kompliziert.
Auf die größten Unterschiede zwischen GeorgierInnen und ÖsterreicherInnen angesprochen, meinte Frau Sakvarelidze "die Georgier haben ein eigenes Zeitverständnis".
Großen Raum nahm die Beschreibung von Kulinarik und der georgischen Festkultur ein. Eine georgische Tafel hat immer einen Tamada, einen "Tischführer", der geistvolle Trinksprüche auf alle Gäste ausbringt und ohne den ein georgisches Fest undenkbar sei. Dabei handelt es sich nahezu immer um einen Mann. Frauen sind im öffentlichen Leben durchaus präsent, aber innerhalb der Familie, die sehr wichtig ist, übernehmen sie doch die Mehrheit der Arbeiten.
Die Religion spielt eine tragende Rolle im Leben der GeorgierInnen. Das (orthodoxe) Christentum wurde bereits 327 zur Staatsreligion erklärt. Mit Ausnahme von Unterbrechungen während der Zarenzeit hatte die georgische Kirche immer ihren eigenen unabhängigen Patriarchen. Seit dem Zerfall der Sowjetunion ist die Bedeutung der Kirche noch größer geworden.
Georgische Identität lässt sich mit "Sprache, Heimat und Glaube" am besten beschreiben, auch auf die große Bedeutung der Gastfreundschaft wies Frau Sakvarelidze mehrmals hin. Man könne Freunde immer besuchen, nicht nur zu verabredeten Zeiten, und immer ist etwas zum Essen und ein Grund zum Feiern vorhanden.
Die Fragen aus dem Publikum gingen vom Verhältnis zu den Nachbarstaaten, über das Bildungssystem bis hin zu Fastenspeisen.
Margareta Stubenrauch, 22. November 2011