Magdalena Sadlon, Paul Zsolnay Verlag, 1999
192 Seiten, ISBN 3552049231
Der Titel ist irreführend. Jakob Sagmeisters Wege durch Wien sind keineswegs wunderbar, sondern ausgesprochen trivial. Der frühpensionierte Professor für Geschichte geht zum Friseur, ins
Kaffeehaus, in den Supermarkt und (ganz selten) ins Bordell. Jakobs Existenz ist das Mittelmaß - und da ist keine Spur von Auflehnung, denn "Jakob ist zwar nicht die breite Masse, er gehört aber
gern zur Mehrheit."
Magdalena Sadlon, als Kind vor gut 20 Jahren aus der Slowakei nach Österreich gekommen, ist ein faszinierendes, sprachlich äußerst eindrucksvolles Porträt eines Durchschnittsösterreichers
gelungen, dessen banaler Alltag fast schon wieder Sympathie hervorruft. Aber Magdalena Sadlon bleibt gnadenlos: keine Veränderung, kein Aufbruch. Der Antiheld bleibt ein Antiheld bis zur letzten
Seite.
Margareta Stubenrauch, 21.8.2002